Reisebericht Wandern in Schutzgebieten

1. Mrz. 2024 | Aktuell, Erlebnisse

©Trail Angels

Wandern im Nationalpark Hohe Tauern

Ein Erfahrungsbericht über das Wandern am Alpe-Adria-Trail 

Bevor Du diesen Reisebericht liest, solltest Du wissen, dass ich als „Elder Statesman“ der Trail Angels doch schon auf mehrere Jahrzehnte Wandererfahrung zurückblicken kann und mich während dieser Zeit nichts so geprägt hat, wie der Nationalpark Hohe Tauern und der Alpe-Adria-Trail. Was liegt da näher, als diese beiden Kronjuwelen für eine nachhaltige Wanderreise zu verbinden?

Nachdem ich zwanzig Jahre für den Nationalpark Hohe Tauern gearbeitet habe und seit nunmehr zehn Jahren mit dem Team der Trail Angels für die Bewirtschaftung des Alpe-Adria-Trails verantwortlich zeichne, konnte ich stets das Privileg genießen, Beruf und Hobby zu vereinen. Denn, wann immer es die Zeit erlaubt, bin ich auch privat in den heimatlichen Bergen unterwegs und kenne daher jeden Meter des Alpe-Adria-Trails im Nationalpark. Und weiß über die ganz besondere Qualität, das Wandern in weitgehend unberührter Natur genießen zu können. Diese Erfahrung möchte ich mit diesem Reisebericht gerne mit Dir teilen. Denn es lohnt sich, bei der Auswahl des Wanderzieles zu achten, durch welche Landschaft Dein Weg führt. Ob durch Schutzgebiete, die uns nicht seltene eine einzigartige Harmonie aus gepflegter Kultur- und vom Menschen nahezu unbeeinflusster Naturlandschaft eröffnen. Oder eben durch extensiv genutzte Wirtschaftsräume mit den nur mehr schwer verheilenden Narben, menschlichen  Gewinnstrebens.

Ich will Euch am Alpe-Adria-Trail in die erstere Landschaft entführen. Auf seinen ersten Etappen, im Nationalpark Hohe Tauern. Aber nicht als klassische Schilderung einer Weitwanderung, sondern in der Erzählung von vier Begegnungen. Und wie meine Wanderbegleiter den Alpe-Adria-Trail am Fuße des Großglockners wahrgenommen haben.

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Etappe 1: Mit chinesischen Influencern zum Pasterzengletscher

Im Sommer 2023 war es soweit: die ersten chinesischen Gäste konnten nach der Covid-Pandemie endlich wieder Österreich besuchen. Und auf Vermittlung der Österreich Werbung hat eine Gruppe entdeckungsfreudiger Influencer*innen aus China die ersten Etappen des Alpe-Adria-Trail erwandert. Ich hatte das Vergnügen, die Gruppe vom Startpunkt des Alpe-Adria-Trails bis nach Heiligenblut zu begleiten. Wobei meine Warnung, dass selbst die sportlichsten Chinesen bei 1.300 Höhenmetern bergab gehen, am nächsten Tag einen Mordsmuskelkater haben werden, ignoriert wurde. Denn  wo soll man in Peking oder Shanghai das bergabgehen trainieren können?

Nun, wir starteten bei Prachtwetter und der Großglockner zeigte sich in seinem schönsten glänzenden Firnkleid. Und selbst der arg zusammengeschrumpfte Pasterzengletscher strahlte mit den Eisbergen im vorgelagerten, erst vor wenigen durch den Gletscherrückgang geborenen Gletschersee, eine archaische Magie aus. Meine chinesischen Freunde waren beeindruckt! Sie adelten das Herz des Nationalparks indem sie es mit den Gebirgen in Tibet oder Sichuan verglichen, die sie schon zuvor besucht haben. Aber halt mit dem Auto. So rebellierten bei den meisten schon nach kurzer Zeit die Muskeln und das Ziel Heiligenblut rückte in unerreichbare Ferne. Noch einmal gelang mir mit der Erwähnung, dass unser Rastplatz „Elisabethruhe“ genannt wird eine dringend notwendige Motivationsspritze. Es stimmt tatsächlich: vor ziemlich genau 167 Jahren hat an dieser Stelle auch Sissi, Kaiserin Elisabeth, gerastet. Und gewartet, bis ihr „Franzl“, die nach ihm benannte „Kaiser Franz Josefs Höhe“ erklommen hat. Mehr hat es nicht gebraucht. Kein Murmeltier, kein Edelweiß und keine Goldader waren mehr interessant, nur noch Geschichten über die berühmte Kaiserin, die in China offensichtlich Heiligenstatus besitzt. Die Moral von der Geschichte: die erste Etappe des Alpe-Adria-Trails kann landschaftlich mühelos mit den Weltlandschaften in China mithalten. Und wiewohl das Bergabgehen geübt sein will, ließen Geschichten über Sissi meine chinesischen Freunde ihre schmerzenden Knie vergessen.

Etappe 2: Mit dem Tatort Kommissar bei den Apriacher Stockmühlen

Es ist jetzt schon drei oder vier Jahre her, als über den Alpe-Adria-Trail eine Dokumentation für die bekannte Serie „Land der Berge“ produziert wurde. Dafür gelang es, den bekannten Schauspieler Harald Krassnitzer zu engagieren. Er ist der breiten Öffentlichkeit weniger als Weitwanderer, denn als Fernsehkommissar aus der wohl bekanntesten deutschsprachigen Krimireihe „Tatort“ bekannt. Als einen seiner Gesprächspartner wurde meine Wenigkeit auserkoren. Die Produktion sah minutiös geplant unsere Begegnung vor den Apriacher Stockmühlen auf der zweiten Etappe des Alpe-Adria-Trails vor. Begeistert die erste Etappe mit der epischen Kulisse des vergletscherten Hochgebirges, so verzaubert die zweite Etappe in der Aussenzone des Nationalparks mit einer geradezu betörend schönen bergbäuerlichen Kulturlandschaft.  In der die, wie Schwalbennester an einer Felsenwand klebenden, Getreidemühlen – die sogenannten Stockmühlen – oberhalb des urigen Bergbauerndorfes Apriach, den unzweifelhaften Höhepunkt darstellen.

Der Zauber dieses Ortes ließ auch einen erfahrenen Schauspielstar wie Harald Krassnitzer nicht unberührt. Wir setzten uns vor eines der alten wettergegerbten Bauernhäuser und warteten, bis das Produktionsteam seine Ausrüstung aufgebaut hat. Und dann begannen wir, abseits des Drehbuchs zu plaudern. Warum es hier auf über 1.600m überhaupt Getreidemühlen gibt, wo doch kein Getreide mehr wächst. Warum es dann gleich derer 17 Mühlen sein mussten und nicht eine oder zwei gemeinsame. Wann die nahegelegene Gesamtschule für immer geschlossen hat. Und wie die Menschen hier oben heute ihren Lebensunterhalt verdienen. Wir waren sicher schon zehn Minuten im Gespräch versunken, während uns drei Kameras im Visier hatten und zusätzlich noch zwei Kameradrohnen umkreisten, als plötzlich im Hintergrund eine raue Stimme im breitesten Mölltalerisch rief „Wos tuats denn do? Muass i noch long worten?“ Es war ein älterer Bergbauer, dem wir offensichtlich den Weg zu seinem Hof versperrt haben. Der Regisseur war zwar ob des abrupten Endes der aus seiner Sicht durchaus gelungenen Szene nicht erfreut, doch Harald nahm es gelassen. Nachdem er sich eine Zigarette angezündet hat, lud sich der Bauer auch auf eine ein und die beiden pafften gemeinsam und plauderten noch eine Weile. Die Moral von der Geschichte: der Zauber der bergbäuerlichen Kulturlandschaft im Nationalpark Hohe Tauern ist ebenso ungebrochen wie einzigartig. Vor allem dank der Zähigkeit und dem Fleiß der Mölltaler Bergbauern. Möge dies so bleiben, obwohl rauchen ja wirklich ungesund ist. 

Etappe 3: Mit meinen besten Freunden zur Aussichtskanzel

Die dritte Etappe des Alpe-Adria-Trail führt zuerst von Döllach aus durch das Mölltal, bevor dann die Route dann einem alten Pilgerweg folgend, an die 1.000 Höhenmeter hinauf zu Kärntens höchstgelegener Wallfahrtskirche, dem Marterlen, führt. Hier bietet der Almgasthof Marterle mit seiner legendären Wirtin, der Erika, direkt neben der stattlichen Kirche auf 1.900m Seehöhe gelegen, eine urige Bleibe. Insbesondere der spektakulär angelegte Pfad von den Kraiter Wissen zum großen Wegkreuz oberhalb der sogenannten Haselwand gehört zu den eindrucksvollsten Abschnitten des Alpe-Adria-Trails im Mölltal.

Wenn Du jedoch einen genaueren Blick auf die Wanderkarte wirfst, wirst Du sehen, dass dieser abschnitt nicht im Nationalpark Hohe Tauern, sondern in seinem Vorfeld verläuft. Du hättest das so nicht gemerkt? Kein Wunder, ist es doch eine Besonderheit dieses Nationalparks, dass auch seine Umgebung ihre landschaftlichen Reize hat und vieler Orts nicht vom eigentlichen Schutzgebiet zu unterscheiden ist. Dies trifft auf diese Etappe zu, aber umso mehr auf den nur einstündigen Abstecher vom Marterlen auf den unscheinbaren Gipfel des Ebenecks (2.283m). Wie sein Name schon verrät, weist der Gipfel eine sanfte Form auf und stellt seine Gipfelaspiranten vor keinerlei Tücken. Was das Ebeneck aber wirklich so besonders macht, ist seine Lage: im „Knie“ des Mölltales gelegen eröffnet es einen unvergleichlichen Ausblick auf das Gipfelmeer im Nationalpark und weit darüber hinaus.

Das Ebeneck mit seinem Rundumpanorama ©Trail Angels / G.Mussnig

So ist das Ebeneck für mich uns meine besten Bergfreunde immer ein willkommenes Ziel. Ob im Frühjahr, wenn seine sonnendurchfluteten Sonnenhänge schon schneefrei sind, ob im Sommer bei zweifelhaftem Wetter als gefahrlose Ausweichtour oder im Spätherbst, um bei kristallklarer Luft das Rundumpanorama zu genießen. Um gemeinsam über das ausklingende Bergjahr zu sinnieren, neue Pläne zu schmieden oder einfach nur zu blödeln. Denn hier oben fühlt man sich einfach wohl! Und wenn uns dann doch der Ehrgeiz packt , nehmen wir noch die herrliche Gratüberschreitung über die Gipfeltrilogie aus Leitenkopf, Zellin und Hohe Nase in Angriff. Wobei dieser Weg Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraussetzt. Die Moral der Geschichte: Der Abstecher vom Alpe-Adria-Trail auf das Ebeneck lohnt ob seines Panoramas und seiner speziellen Aura in jedem Fall und ist auch zeitlich gut zu schaffen. Denn manchmal liegen im Mölltal die schönsten Plätze auch außerhalb des Nationalparks.

Fazit: Nationalparkwandern wirkt!

Die ersten sieben Etappen des Alpe-Adria-Trails stehen ganz im Zeichen des des größten Nationalparks der Alpen, dem Nationalpark Hohe Tauern. Wiewohl Dich der Alpe-Adria-Trail  nicht immer durch das eigentliche Schutzgebiet führen wird, wirst Du insbesondere von der Balance aus wildem, ungezähmten Hochgebirge und gepflegter bergbäuerlicher Kulturlandschaft beeindruckt sein. Ein Zweiklang, der die Nationalparkregion so besonders macht und selbst die unterschiedlichsten Wanderer immer wieder in den Bann zieht. Seien es chinesische Influencer, ein Tatort Kommissar oder erfahrene einheimische Berggämsen.

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Autor

Günter Mussnig

Der Diplomgeograph ist einer der Gründer und Geschäftsführer der Trail Angels, die für die Webplattform Bookyourtrail.com verantwortlich zeichnen. Als Trekking- & Outdoorfreak gehört er zu den Vätern des Alpe-Adria-Trails und erkundet seit mehr als 25 Jahren den nepalesischen Himalaya.

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