Reisebericht Wandern ohne Fußabdruck

29. Feb.. 2024 | Aktuell, Erlebnisse

Stappitzer See im Nationalpark Hohe Tauern ©Trail Angels

Wandern ohne Fußabdruck am Alpe-Adria-Trail

Ein Erfahrungsbericht über die Annäherung an eine klimaneutrale Wanderreise

Wenn man, so wie ich, einerseits umweltbewegt und anderseits süchtig nach dem Leben auf Wanderschaft ist, befindet man sich im Zeitalter des menschengemachten Klimawandels in einem andauernden Zwiespalt. Denn mir ist durchaus bewusst, dass jede Reise Treibhausgase produziert, andererseits ist es keine Lösung nur noch zu Hause zu sitzen und Trübsal über die drohende Klima-Apokalypse zu blasen. Zumindest für mich nicht. Dieser Reisebericht beschreibt Dir die Erfahrungen über meinen Fluchtversuch aus diesem Zwiespalt und soll Dir auch durchaus als Inspiration dienen, es mir gleichzutun.

„People are crazy, times are strange. I used to care, but things have changed“

Dieses Zitat aus einem bekannten Song von Bob Dylan kommt mir immer öfter in den Sinn, wenn ich dieser Tage die Schlagzeilen lese. Da liest man auf der einen Seite vom heißesten Jahr der Messgeschichte, von abschmelzenden Polkappen und dem erlahmenden Golfstrom. Und auf der anderen Seite von der Jungfernfahrt des wieder mal größten Kreuzfahrtschiffs  der Welt, von Rekordergebnissen der führenden Billig-Carrier und Österreichs erstem Weltraumtouristen. 

Also was jetzt? Steht die Welt nun am Abgrund oder es ist eh alles nur halb so schlimm? Und wie soll man in verrückten Zeiten wie diesen reagieren, wenn man seine Brötchen als Reiseveranstalter verdient? Weiter wie bisher, ein wenig auf „nachhaltig“ machen oder – ohne den moralisierenden Zeigefinger zu erheben – versuchen einen neuen Weg einzuschlagen?

Just do it!

Wir haben letztes versucht, indem wir die Angebotsfamilie „Wandern ohne Fußabdruck“ entwickelt und zur Buchungsreife gebracht haben. Dazu haben wir viel Herzblut, einige Schweißtropfen und eine gehörige Portion Nerven investiert. Wiewohl alle im Team zurecht stolz auf das Ergebnis waren, blieb eine große Unsicherheit: Hält das Paket, was es im verlockenden Marketing-Spruch verspricht? Nach einigen Diskussionen habe ich mich dann spontan entschlossen, unser eigenes Paket einfach noch im auslaufenden Wanderjahr, Ende Oktober zu testen. Denn wie sagte Einstein einst so treffend „Die einzige Quelle des Wissens ist Erfahrung!“. Sprach´s, ging aus unserem Büro und hinterließ mehr als ein verblüfftes Augenpaar im Team…

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Tipps und Tricks

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Verzicht der nicht weh tut

Nun zwei Tage später startete ich das Unternehmen wie eine ganz normale Wanderreise. Als erfahrener Trekker konnte ich das Gewicht meines Rucksacks auf moderate 12kg beschränken, lehnte das Angebot meiner Lebensgefährtin dankend ab, mich zum Bahnhof zu chauffieren, verließ unser Haus in Nikolsdorf/Osttirol und stand eine halbe Stunde an der Bahnstation. Hier ging es mit dem City Jet der ÖBB gemächlich durch das Obere Drautal nach Spittal, wo es gleich schnurstracks mit dem EuroCity weiter zu meinem Ziel, Mallnitz ging. Genau eineinhalb Stunden dauerte die bequeme Fahrt, die mich angenehm auf das bevorstehende entschleunigende Wandererlebnis einstimmte.  Und schon stand ich im typisch erfrischenden Tauernwind vor dem Mallnitzer Bahnhof und entschloss mich, meine – nach der Zugfahrt eingerosteten – Knochen zu bewegen und anstatt auf den Bus zu warten, den guten Kilometer entlang der Bachpromenade ins Dorfzentrum zu wandern. Ein netter Spaziergang, der in mir das gute Gefühl ausgelöst hat, dass mein bewusster Verzicht auf Services bislang nicht wirklich weh tut.

Mallnitz – die alpine Perle mit ein wenig Patina

Nun denn, das Wandern am Alpe-Adria-Trail ist an sich schon nachhaltig. Aber wie sieht es mit den Unterkünften aus, in denen man nächtigt? Mallnitz, das traditionsreiche Bergsteigerdorf im Nationalpark Hohe Tauern ist seit vielen Jahren ein Vorreiter im nachhaltigen Tourismus. Als „Alpine Pearls Gemeinde“ auch für klimafreundliche Mobilität. Und Markus, Chef des schmucken Hotels „Eggerhof“ ist einer der treibenden Motoren für diesen Weg. Das Hotel wird – wie nahezu der gesamte Ort – mit umweltfreundlich betriebener Bio-Fernwärme – versorgt und das Abendessen ist regional ohne sich zu große Fesseln in Richtung „Nullkilometer“ und Saisonalität aufzuerlegen. Ja, die Ausrichtung auf Nachhaltigkeit und Nationalpark beginne zu fruchten, aber gleichzeitig plagen Markus Sorgen, wie es mit dem krisengeschüttelten Skigebiet am Ankogel weitergeht und offensichtlich dringende Investitionen in die Infrastruktur getätigt werden können.

Der Eggerhof im Herzen von Mallnitz ©Eggerhof

Das herbstliche Seebachtal ©Trail Angels

Ankommen in der Natur

Der strahlende Sonnenschein des nächsten Morgen vertreibt die Zweifel des letzten Abends und nach einem herzhaften Frühstück verabschiede ich mich vom Eggerhof und wandere am Alpe-Adria-Trail zuerst Tal einwärts, in Richtung des betörend schönen Seebachtals. Ja es stimmt, Mallnitz hat hie und da ein wenig Patina angesetzt, wer aber unberührte Naturjuwelen wie das Seebachtal und den Stappitzer See sein Eigen nennt, ist für die Zukunft weit besser gerüstet, als all die austauschbaren Megaresorts, die heute noch so begehrenswert erscheinen. Ich genieße die erste Rast des Tages am Ufer des Bergsees, beobachte einen Zwergtaucher bei seinem Streifzug über das spiegelglatte Wasser und fühle mich angekommen.

 Der Alpe-Adria-Trail macht hier eine scharfe Kurve und führt mich talwärts, wieder vorbei an Mallnitz, hinunter ins Haupttal, das Mölltal. Und dieser Abschnitt hat es in sich, bilden doch die Rabisch- und Groppensteinschlucht den längsten Schluchtenweg Kärntens! Erschlossen mit einer sehenswerten Weganlage, beeindrucken die wilden Wasser mit ihren tosenden Kaskaden ein ums andere Mal. Sicherlich einer der spektakulären Höhepunkte am Alpe-Adria-Trail.  Nicht zu verschweigen, ist jedoch die große Baustelle am Eingang der Rabischschlucht. Sie gehört zum Wasserkraftwerk der Österreichischen Bundesbahnen, dessen Umbau dieses Jahr abgeschlossen wird. Dann soll die Wasserführung in den Schluchten sogar verbessert werden und gleichzeitig mehr grüner Strom für die Eisenbahn produziert werden. So gesehen also eine wirklich positive Investition!

Von der Rabischschlucht… ©Peter Angermann

…hinein in die Groppensteinschlucht ©Peter Angermann

Slow Food für den langsamen Wanderurlaub

Noch immer betört von der Schönheit des Weges durch die Schluchtenwelt, erreiche ich den Marktplatz von Obervellach. Dieser versprüht noch immer einen Hauch des Glanzes längst vergangener Zeiten. Als Obervellach nämlich das Zentrum des Goldbergbaus in den Hohen Tauern war. Und mitten am Platz befindet sich meine Bleibe für die Nacht, das Landhotel Pacher. Ein liebevoll restauriertes historisches Gebäude, das anderswo sicherlich als „Heritage Hotel“ bezeichnet werden würde. Dank Chefin Annemarie wird hier Slow Food groß geschrieben und natürlich aufgekocht. Und gleich nebenan, im regionalen Laden „Tauernfenster“ kaufe ich dann für zuhause noch einige regionale Köstlichkeiten ein, wie den prämierten „Glocknertaler“ von der Malko Käsemanufaktur. Wobei der halbe Taler schon am nächsten Tag als Wegzehrung dran glauben musste.

Eine Überraschung zum Schluss

Die Slow Food Initiative von Obervellach passt in jedem Fall zu unserem „Wandern ohne Fußabdruck“ Angebot. Wie Mallnitz mit seiner Alpine Pearls und Bergsteigerdorf Philosophie. Getragen von diesem Willen der Veränderung der lokalen Partner, leiste auch ich gerne nochmals meinen kleinen Beitrag und  schultere den um die Slow Food Köstlichkeiten erschwerten Rucksack für die letzte Etappe. Diese führt von Obervellach zuerst steil hinauf zum Pfaffenberg und dann weiter, vorbei an der märchenhaften Burg Falkenstein, auf den  sagenumwobenen Danielsberg. Im Gegensatz zum gestrigen Wandertag durch tosende Schluchten leitet mich der Alpe-Adria-Trail heute über sonnendurchflutete Bergwiesen und eröffnet ein atemberaubendes Panorama, insbesondere auf die gegenüberliegende Kreuzeckgruppe. Noch nie von diesen Bergen gehört? Kein Wunder, steht diese Gebirgsgruppe doch im Schatten der Dreitausender der Hohen Tauern und ist für erfahrene Bergwanderer ganz sicher eine Entdeckungsreise wert!

Kurze Einkehr am Danielsberg ©Trail Angels

Ausblick vom Danielsberg ins herbstliche Mölltal ©Trail Angels

 

An meinem Ziel, dem Danielsberg, angekommen, besuche ich noch das alte romanische Kirchlein am Gipfel dieses sagenumwobenen Berges. Mit ein wenig Aufmerksamkeit erkennt man, dass die Kirche aus Bruchstücken des Marmors eines antiken römischen Tempels erbaut ist. Und auf der Wiese nebenan soll sich gar ein 5.000 Jahre alter keltischer Opferplatz befinden. So sinniere ich beim Bier auf der Terrasse des gastlichen Herkuleshofs über die Jahrtausende alte Geschichte dieses Ortes und was wohl die Zukunft im Zeitalter des Klimawandels bringen wird und warte auf meinen Shuttle Service. Wiewohl das Angebot „Wandern ohne Fußabdruck“ noch viele weitere Etappen am Alpe-Adria-Trail umfassen würde, muss ich hier beim Herkuleshof schweren Herzens meine  klimafreundliche Entdeckungstour aus zeitlichen Gründen abbrechen. Und um ehrlich zu sein: ich habe den Shuttle-Service unseres bewährten Mobilitätspartners bestellt, denn mit der Wanderung ins Tal, nach Kolbnitz und dem Postbus hätte ich meinen Zug ab dem Bahnhof Spittal-Millstätter See zurück nach Hause nicht mehr erwischt. Auf die Minute genau steht dann auch schon Chefchauffeur Andi vor mir. Und die Überraschung war groß, als ich dann den Shuttlebus, ein E-Auto, sah. „Wir haben ihn extra angeschafft, als wir von diesem neuen Angebot hörten“ erklärte mir Andi nicht ohne Stolz, als er mein verdutztes Gesicht sah. „Ist doch eine Ehrensache und alles andere wäre ja nicht glaubwürdig“. Wo er Recht hat, hat er Recht, der Andi! Und so chauffierte er mich im lautlosen Kleinbus die verbleibenden 25km zum Bahnhof.

Sicher unterwegs mit Andi und seinem Team vom HPV ©Trail Angels

Fazit: Charmant, pragmatisch und lebt von den Partnern

Mein Fazit nach meiner kurzen Wanderreise ohne Fußabdruck! Es hat mich wirklich positiv überrascht, wie gut sich das Gleichgewicht aus Verzicht und klimafreundlichen Services bei dieser Wanderung halten. Durchaus charmant, immer wieder mit einem liebevollen Blick aufs Detail und hier und da auch entspannt pragmatisch. Was besonders auffällt: das beste Angebot für das klimafreundliche Wandern, kann nur dann funktionieren, wenn es von allen Partner gelebt wird. Ob Zufall oder nicht, aber grade während dieser drei Tage hat sich dieses Gefühl bei mir mehr als verfestigt. Mein Ratschlag: Einfach ausprobieren! Am Alpe-Adria-Trail wandern, dabei interessanten Menschen begegnen, ein wenig verzichten und gleichzeitig verantwortungsbewusst genießen. Und am Ende der Reise überrascht sein: denn Du bekommst Deine ganz persönliche Klimabilanz übermittelt und wirst schwarz auf weiß sehen, wie klein Dein ökologischer Fußabdruck wirklich war. Denn vergiss nicht: Jeder Beitrag zählt, wenn es ums Klima geht!

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Autor

Günter Mussnig

Der Diplomgeograph ist einer der Gründer und Geschäftsführer der Trail Angels, die für die Webplattform Bookyourtrail.com verantwortlich zeichnen. Als Trekking- & Outdoorfreak gehört er zu den Vätern des Alpe-Adria-Trails und erkundet seit mehr als 25 Jahren den nepalesischen Himalaya.

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