Klimawandel und Tourismus (Teil 2)

28. Feb.. 2025 | Aktuell, Erlebnisse, Quer, Wissenswertes

© ÖAV Archiv Lieb (rechts); Foto Webcam (links)

Über unser Innovationsprojekt „Carbon Free Travel“ im FFG Programm „Impact Innovation“ – die Lösungsmodelle

„Two roads diverged in a wood, and I —

I took the one less traveled by,

And that has made all the difference.“

Robert Frost

Vorbemerkung: Es handelt sich beim diesem Blog um den zweiten Teil des Schwerpunktthemas „Klimawandel und Tourismus“. Teil 1 finden Sie hier!

Eines vorweg: der menschengemachte Klimawandel ist kein politisches, schon gar kein parteipolitisches, sondern ein gesamtgesellschaftliches Thema. Denn die Frage, wie wir uns dieser Herausforderung stellen, wird die zentrale für die Zukunft unseres Planeten sein. Es ist evident, dass ob der jüngsten Entwicklungen, in Zusammenhang mit Weltenlenkern wie Donald Trump, sich in breiten Gesellschaftskreisen diesbezüglich zunehmend Resignation und Gleichgültigkeit Einzug zu halten. Zumal andere Herausforderungen als größer, drängender und bedrohlicher wahrgenommen werden.

Wir können es aber drehen und wenden wie wir wollen: der Klimawandel ist nicht abgesagt! Nein, seine Auswirkungen sind real, spürbar und nehmen in ihrer Wirkung immer mehr Geschwindigkeit auf. Denn wer kann sich denn bitte an einen ebenso milden wie schneearmen Winter wie diesen erinnern? Und als Kinder der Berge im Boomer Alter schmerzt das Sterben der Gletscher und das Bewusstsein, seit Jahrzehnten ein Zeitzeuge dieser Tragödie im Hochgebirge zu sein. 

Die Verantwortung als Tourismusunternehmen

Ob der Dimension dieser Herausforderung ist es allzu verständlich, wenn man sich als einzelner schulterzuckend eingesteht, dass man eh nichts ändern kann. Ein Eingeständnis, das auch bei einem (relativ kleinen) Tourismusunternehmen, das sich als Wegbereiter rund Gestalter für nachhaltigen Tourismus sieht, nicht hinterfragt werden würde. Nun denn, wir haben es mit dem Projekt „Carbon Free Travel“ dennoch getan. Weil wir überzeugt sind, dass vor allem breite „Graswurzelbewegungen“, in denen viele kleine Akteure sich vernetzen und in die selbe Richtung arbeiten, einen spürbaren Wandel auslösen können.

Das gilt auch oder gerade für den Tourismus! Denn die Reiseindustrie ist nicht nur ein Opfer der globalen Erwärmung, sondern auch Beitragstäter. Denn allein der Tourismus ist für 8 % der weltweiten Kohlenstoffemissionen verantwortlich und da immer mehr Menschen jedes Jahr reisen, wird dieser Fußabdruck immer kontinuierlich größer.

Unsere Lösungsansätze

Vor diesem Hintergrund sind wir das Innovationsprojekt „Carbon Free Travel“ angegangen. Und haben nach einer intensiven Problemanalyse Lösungsmodelle für ein klimafreundlicheres bzw. ein klimaneutrales Reisen entwickelt. Wichtig war uns dabei einerseits ein evidenzbasierter Ansatz, um Transparenz und Messbarkeit garantieren zu können. Und andererseits eine praktikable Anwendbarkeit, vor allem in der Produktentwicklung, sicherstellen zu können. Denn Intransparenz und vor allem das so ärgerliche Greenwashing haben dem Nachhaltigkeitsanspruch im Tourismus schon großen Schaden, vor allem in der Glaubwürdigkeit, zugefügt.

Unser Lösungsmodell für die Ausgestaltung von „Carbon Free Travel“ Produkten kann in aller Kürze wie folgt beschrieben werden:

  • Integration eines Low Carbon Designs in den Prozess der Produktentwicklung
  • Integration der Datenbaken eines Online Footprint Calculators (in unserem Fall Carmacal®) mit der eines Buchungssystems (in unserem Fall Bookyourtrail®)
  • Schrittweise Optimierung des Carbon Footprints durch Adaptierungen im Experience Designs, jedoch ohne spürbare Einschränkungen des Erlebniswertes
  • Integration einer Carbon-Bepreisung in das Pricing des Produktes mit dem Anspruch seiner klimaneutralen bzw. regenerativen Ausgestaltung
  • Auslobung des Carbon Footprints in der Angebotskommunikation bzw. für jeden einzelnen Reisenden nach der Reise
  • Integration eines „Giving Back“ Projektes unter optionaler Involvierung der Reisenden in das Projekt, finanziert aus der o.a. Carbon Bepreisung.

Wer mehr über unser Lösungsmodell und seine Anwendungsmöglichkeiten wissen will, kann sich gerne mit uns in Verbindung setzen.

Pioniere vor den Vorhang 

Besonders stolz sind wir, dass wir unsere Expertise für einen evidenzbasierten und klimafreundlichen Tourismus bereits mit zahlreichen Partnern in spannenden Projekten teilen und anwenden durften. Solche Pioniere gehören vor den Vorhang geholt! Hier sind die TOP 5 unserer Projekte für einen evidenzbasierten Tourismus:

  1. Alpe-Adria-Trail (Kärnten Werbung): mit dem Wanderpaket „Wandern ohne Fußabdruck“ konnte erstmals ein „Carbon Free Travel“ Produkt für unser Flaggschiff, den Alpe-Adria-Trail entwickelt und mit großem Erfolg am Markt eingeführt werden.
  2. Iron Curtain Trail – EuroVelo 13 (Central Europe Programme Interreg): es werden innovative nachhaltige Radreiseprodukte für den längsten Fernradweg Europas entwickelt und unter realen Bedingungen getestet.
  3. Julius Kugy Alpine Trail (Österreichischer Alpenverein, Landesverband Kärnten): Im Rahmen eines Programmes für touristische Leuchtturmprojekte des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft wurden Carbon Free Wanderpakete für diesen faszinierenden grenzüberschreitenden alpinen Weitwanderweg entwickelt.
  4. Nachhaltigkeitspunkte (Region Waldviertel): gemeinsam mit dem engagierten Team vom Waldviertel Tourismus wird ein nachhaltiges Kundenbindungsmodell in Verbindung mit Leitprodukten wie den Granittrail entwickelt.
  5. Travel for Change (Austrian Development Agency): mit einer im nepalesischen Himalaya durchgeführten Machbarkeitsstudie wollen wir resiliente Geschäftsmodelle für einen nachhaltigeren Tourismus in Entwicklungs- und Schwellenländern aufzeigen.

Wir sind natürlich bestrebt, den über den Fortschritt dieser Projekte laufend zu berichten. Der dritte Blog über dieses Schwerpunktthema wird sich zum gegebenen Zeitpunkt der Frage widmen, in welchen Bereichen wir mit dieser unserer Arbeit Erfolg hatten, wo es Probleme und Hindernisse gegeben hat und in welche Richtung uns die Projekterfahrungen geführt haben.

 

„Tourism is not just a victim of global warming – it also contributes to the problem. Tourism alone is responsible for 8% of the world’s carbon emissions. As more and more people travel each year, this footprint is only growing.“

„Der Tourismus ist nicht nur ein Opfer der globalen Erwärmung – er trägt auch zu diesem Problem bei. Allein der Tourismus ist für 8 % der weltweiten Kohlenstoffemissionen verantwortlich. Da immer mehr Menschen jedes Jahr reisen, wird dieser Fußabdruck immer größer.“

Der Granittrail im Niederösterreichischen Waldviertel stellt ein wichtiges Leuchtturmprodukt in der Region dar, das momentan in Kooperation zwischen den Trail Angels und der Region Waldviertel entwickelt wird  © Waldviertel Tourismus

Die Trail Angels machen gemeinsam mit ihren Leistungspartnern wichtige Schritte hin zu einem klimaneutralen Tourismus in der Region  © HPV Mölltal

Autor

Günter Mussnig

Der Diplomgeograph ist einer der Gründer und Geschäftsführer der Trail Angels, die für die Webplattform Bookyourtrail.com verantwortlich zeichnen. Als Trekking- & Outdoorfreak gehört er zu den Vätern des Alpe-Adria-Trails und erkundet seit mehr als 25 Jahren den nepalesischen Himalaya.

Ähnliche Beiträge

Klimawandel und Tourismus (Teil 1)

Klimawandel und Tourismus (Teil 1)

© Franz GerdlÜber unser Innovationsprojekt "Carbon Free Travel" im FFG Programm "Impact Innovation" - die Problemanalyse„Das Reisen, wie wir es kennen, steht am Rande des Abgrunds. Die Branche befindet sich an einen Kreuzungspunkt, an dem sich nur noch zwei mögliche...

Julius Kugy Alpine Trail

Julius Kugy Alpine Trail

Die untere Wolayeralm © Peter AngermannÜber die Vision eines völkerverbindenden Weitwanderweges„Wer Visionen hat, braucht einen Arzt“. Dieses Zitat hat unser ansonsten sehr geschätzter Altkanzler Vranitzky sicherlich schon oft bereut. Denn es ist schlichtweg falsch!...

Get in touch

Jede große Reise beginnt mit dem ersten Klick.
Wenn wir Dich für nachhaltigen Tourismus inspirieren konnten, so setz Dich doch einfach mit uns in Verbindung. Wer weiß, vielleicht entsteht ja aus diesem ersten Klick gemeinsam etwas Großes!

FOLLOW US