Am Buddhism Sanctuary Trail – Nepal neu entdecken

13. Jan. 2023 | Aktuell, Erlebnisse, Fair Trails

Groß war die Freude den Pikey Peak I erreicht zu haben. Einige standen noch nie auf einem so hohen Berg © Josef Essl/Trail Angels

Es war im Februar 2022, als mich mein guter alter Freund, Günter Mussnig, Gründer und CEO der Trail Angels® kontaktierte und mich fragte, ob ich 2022 eine Explorer Tour mit einer Gruppe in Nepal leiten möchte. Anfänglich zögerte ich etwas, weil ich nicht wusste, was auf mich zukommt, obwohl ich Nepal von meinen Reisen bereits kannte. Günter spürte mein Zögern und meinte, „interessiert Dich der Buddhismus“? Ich wurde hellhörig und ohne weitere Fragen zu stellen sagte ich ihm zu. Der Buddhismus ist in Nepal allgegenwärtig, doch für die allermeisten Touristen die nach Nepal reisen, spielt er nur eine Nebenrolle. Meist nur am Beginn oder am Ende der Trekking-Reise wird die Stupa in Bodnath, der buddhistische Tempelkomplex von Swayambhunath und die Stadt Patan (Lalitpur) im Kathmandutal zumeist im Schnelldurchlauf besucht. Und im Anschluss kauft man sich noch Gebetsfahnen, die man dann zu Hause am Balkon oder im Garten aufhängt. Man ist zwar fasziniert von den vielen Tempelanlagen, den in schönen Gewändern betenden Menschen, den farbenprächtigen Tierfiguren, den bunten Gebetsfahnen u.v.a.m. Und auch die wunderschönen kreisrunden oder quadratischen Mandalas, die im Buddhismus und Hinduismus eine religiöse Bedeutung besitzen, ziehen die Blicke der Touristen magisch an. Doch nicht nur in Kathmandu ist der Buddhismus allgegenwärtig, auch in den ländlichen Regionen zeigt sich der buddhistische Glaube in Form von Manimauern, Stupas, Chörten und Gebetsmühlen in den unterschiedlichsten Formen. Das sind zwar sehr beliebte Fotomotive, doch wohl nur die wenigsten Trekking-Touristen setzen sich mit dieser Religion intensiv auseinander, denn primär sind es die eindrucksvollen Landschaften mit den höchsten Bergen der Welt, die man sehen und erleben möchte. Doch warum Trekking und Buddhismus nicht zu einer einzigartigen Symbiose verbinden? Geht das? Ja, mit dem Buddhism Sanctuary Trail verschmelzen Buddhismus, Landschaft, Berge und Kultur zu einem Ganzen.

Panoramaweg Südalpen Panorama am Hochplateau

Die Stupa von Bodnath ist ein Zentrum des Buddhismus. Sie zählt zu den größten Stupas der Welt und wurde 1979 in den Reigen der Weltkulturerbestätten aufgenommen © Josef Essl/Trail Angels

Panoramaweg Südalpen Panorama am Hochplateau

Ein buddhistischer Mönch bei seinem Gebet auf Swayambhunath, einem Tempelkomplex der auf einem Hügel hoch über Kathmandu thront © Josef Essl/Trail Angels

Buddhismus: Religion oder Philosophie

Selbst Buddhisten meinen, dass der Buddhismus keine Religion, sondern viel mehr eine Philosophie ist. Letztendlich zählt er aber zu den großen Weltreligionen, unterscheidet sich aber wesentlich von anderen Glaubensrichtungen wie Christentum, Judentum oder Islam. Was der Buddhismus aber nicht hat, ist ein Zentrum zur Verehrung eines allmächtigen Gottes. Deshalb gründen die meisten buddhistischen Lehren auf philosophisch-logischen Überlegungen. Was alle Buddhisten gemeinsam haben ist die Tatsache, dass sie sich auf die Lehren von Siddhartha Gautama berufen. Er lebte in Nordindien im frühen 5. Jh. v. Chr. und wird als der „historische Buddha“ bezeichnet. Das Wort „Buddha“ bedeutet „der Erwachte“.

Jedenfalls lehrt der Buddhismus jeder einzelnen Person mit sich selbst und der Welt besser zurecht zu kommen und darüber hinaus haben Erfahrungen und Geschehnisse ihre Ursachen nicht nur in diesem Leben, sondern auch in früheren Existenzen. Mit den Gedanken, dem Reden und den Handlungen begibt man sich damit auch in die Zukunft, was als „Karma-Prinzip“ bezeichnet wird und eng mit der Wiedergeburt verknüpft ist. Dies bedeutet, dass der menschliche Geist nach dem Tod auf dieser Erde oder anderen Existenzbereichen in einem neuen Körper als empfindendes Wesen wiedergeboren wird.

Panoramaweg Südalpen Panorama am Hochplateau

Der Buddhismus unterscheidet sich sehr stark von anderen Weltreligionen, weil in dessen Zentrum keine alleinige Gottheit steht © Josef Essl/Trail Angels

Panoramaweg Südalpen Panorama am Hochplateau

Dieser buntgefärbte Manistein ist beschrieben mit dem Mantra Om Mani Padme Hum. Es ist eines der stärksten Mantras und bedeutet des liebenden Mitgefühls, das dir den Weg zur Erleuchtung ebnen kann © Josef Essl/Trail Angels

Panoramaweg Südalpen Panorama am Hochplateau

Patan, ein Stadtteil von Kathmandu ist nicht nur eine Kulturstätte, sondern vor allem ein hinduistisches und buddhistisches Zentrum © Josef Essl/Trail Angels

Panoramaweg Südalpen Panorama am Hochplateau

Die Kuh ist ein besonderes Heiligtum im Buddhismus © Josef Essl/Trail Angels

Will man den Buddhismus in seiner Gesamtheit verstehen, benötigt es Jahrzehnte der Auseinandersetzung. Setzt man sich aber mit den Grundwerten auseinander merkt man schnell, dass die Methoden des Buddhismus, die Meditation über Liebe, über Dankbarkeit, über Mitgefühl, über die Natur des Daseins oder auch Probleme ganz normal sind. Sehr schnell wird man eine Form innerer Zufriedenheit, Freude und Erfülltheit finden. Durch den Buddhismus wird das Leben reicher, weil man an positiven als auch negativen Assoziationen arbeiten und diese auch lösen kann.

Eine besondere und sichtbare Form des Buddhismus sind die bunten Gebetsfahnen, die Pässe, Berggipfel, Stupas und Häuser zieren. Die fünf Farben Blau, Weiß, Rot, Grün und Gelb spielen im Buddhismus eine tragende Rolle. Die Farben stehen für jeweils ein Element: Blau für die Leere (Raum, Himmel), Weiß für die Luft (Wolken, Wind), Rot für das Feuer, Grün für das Wasser und Gelb für das Erdelement. Besonders häufig sind die Gebetsfahnen mit Symbolen und Mantras bedruckt. Mit dem Mantraaufdruck „Om mani padme hum“ soll das Glück aller fühlenden Wesen mit dem Wind in die Welt hinausgetragen werden.

Erholen, Sightseeing in Kathmandu und Fahrt nach Phaplu

Nach vier Jahren Nepalabstinenz war ich wieder in diesem faszinierenden Land. Es war diesmal etwas anderes, weil neben den mächtigen und atemberaubend schönen Bergen des Himalayas diesmal auch der Buddhismus und seine Lehre im Fokus standen. Besonders groß war die Freude Nawang Sherpa wieder zu sehen, der diese Explorer-Tour wieder bestens organisiert hatte und mit dem Hotel Manaslu fanden wir eine Unterkunft vor, die zwar inmitten der pulsierenden Millionenstadt von Kathamandu liegt, aber aufgrund seiner ruhigen Lage von Hektik und Lärm völlig abgeschirmt ist. Ein wunderbarer Ort sich nicht nur vom langen Flug zu erholen, sondern auch das Alltagsleben von zu Hause abzuschütteln und einzulassen auf eine Trekking- und Kultur-Reise in den noch weitgehend unbekannten Solu im Osten Nepals. Besonders freute mich nach vier Jahren wieder ein Wiedersehen mit Mingma Sherpa, ein unglaublich liebenswerter und lustiger Mensch sowie ein umsichtiger und verantwortungsvoller Guide. Und dann war noch meine äußerst sympathische Gruppe, bestehend aus Theresa, Birgitta, Sabine U., Sabine M., Nicola, Kurt und Marius. Gleich von Beginn an hatte man das Gefühl, dass man sich schon ewig kannte. Eine interessante Sightseeing-Tour nach Bodnath, Swayambhunath, Buddhanilkantha und Pashupatinath am darauffolgenden Tag, gab uns die ersten Einblicke in den buddhistischen und hinduistischen Glauben. Vor allem die öffentliche Leichenverbrennung in Pashupatinath war dann doch für manche von uns nicht ganz so leicht verkraftbar. Am nächsten Tag war es dann soweit und mit zwei Geländewegen ging es in das 271 Kilometer entfernte Phaplu, ein kleines Dorf auf knapp 2.500 m Seehöhe. Die Fahrt dorthin erforderte ein sehr gutes Sitzfleisch und manchesmal auch gute Nerven, denn die Straßen wechselten von einer gut asphaltierten Hauptstraße zu einer Sandpiste und plötzlich wieder zu einem kaum fahrbaren Schotterweg. Entschädigt wurden wir aber auf dieser über 11-stündigen Fahrt von unterschiedlichen Landschaftselementen, wie dem mächtigen Gletscherfluss Sun Kosi, durch Handarbeit bewirtschaftete Reisfelder, Äcker und Bananenplantagen sowie kleinen Dörfern mit ihren an den Straßen angebotenen bunten und schmucken Obst- und Gemüseständen. Zuletzt führte eine schmale Bergstraße entlang steiler Berghänge und über Bergrücken hinauf nach Phaplu, wo wir in einem einfachen Guesthouse nach einem stärkenden Abendessen unsere Zimmer bezogen.

Panoramaweg Südalpen Panorama am Hochplateau

Drei Hindus in Pashupatinath © Josef Essl/Trail Angels

Panoramaweg Südalpen Panorama am Hochplateau

Alle helfen bei der Reisernte zusammen, die immer noch händisch erfolgt. Reis ist ein wichtiges Nahrungsmittel in Nepal © Josef Essl/Trail Angels

Panoramaweg Südalpen Panorama am Hochplateau

Der mächtige Gletscherfluss Sun Kosi hat dieses Tal über Jahrtausende tief eingeschnitten und geformt © Josef Essl/Trail Angels

Sieben Achttausender auf einem Blick

Als die ersten wärmenden Sonnenstrahlen Phaplu wachküssten, krochen wir aus unseren Schlafsäcken. Nach einem stärkenden Frühstück mit Müsli, Porridge, Pfannkuchen und einem wärmenden Tee, packten wir unsere Tagesrucksäcke und tauchten nun in die 10-tägige Trekking Tour ein. Wir stiegen gleich zu Beginn zum tiefsten Punkt der Tour auf knapp 2.200 m ab, um anschließend durch das wildromantische Loding-Tal mit seinen an den Hängen errichteten weißen Sherpa-Häusern samt blauen Dächern zu durchwandern. Versteckt zwischen den Häusern stand inmitten des Tales etwas oberhalb die gepflegte Loding-Gompa. Die Führung durch die Gompa sollte der erste direkte Kontakt mit einem Mönch und dem buddhistischen Glauben sein. Am darauffolgenden Tag änderte sich das Landschaftsbild, zumal wir durch verschiedene Klima- und Vegetationszonen wanderten. Mehrere Meter dicke und gut 40 m hohe mit Moos, Flechten und Farnen bewachsene Himalaya-Tannen wechselten sich mit Himalaya-Hemlockstannen und die mit ihren langen weichen Nadeln markanten Himalaya-Tränenkiefern ab. Im Unterholz ragten baumhohe und uralte Rhododendron-Büsche in die Höhe. Es fühlte sich an wie in einem typischen Urwald und nicht wie im Berggebiet des Himalaya auf über 2.700 m Seehöhe. Wir durchschritten Höhenstufe um Höhenstufe, der Wald wurde lichter und die Sicht weiter. Und da breiteten sich die höchsten Berge der Welt wie eine Perlenkette vor uns aus. Allen voran der Mount Everest und in seinem Gefolge Lhotse und Makalu grüßten zu uns herüber. Und in deren Schatten türmten sich die nicht weniger imposanten Gletscherberge Nuptse, Ama Dablam, Kang Taiga, Thamserku, Kyashar und Mera Peak vor uns auf. Diese Aussicht begleitete uns nun ständig hinauf bis zum Sattel „La Mani“ auf 3.440 m, wo sich nicht nur die Gletscherberge im Nordosten vor uns ausbreiteten, sondern nun auch der Blick zum kontrastreichen Süden mit seinen bereits sanften Berggipfeln und tiefeingeschnittenen Tälern schweifte.

Panoramaweg Südalpen Panorama am Hochplateau

Auf dem Weg zum Pikey Peak-Basecamp öffnet sich dieses grandiose Bergpanorma mit den höchsten Bergen der Welt (links hinten der Gauri Sankar, in der Mitte das Numbur-Massiv, rechts dahinter der Mount Everest mit seinen Trabanten) © Josef Essl/Trail Angels

Langsam aber sicher tauchten die Sonnenstrahlen die Berge in ein Rot. Wir hielten inne und genossen diese Ruhe und Stille. Nach einer doch recht kalten Nacht, wurden wir recht früh von den wärmenden Sonnenstrahlen geweckt, womit es möglich war, mit ständigem Blick auf die Himalaya-Berge, unter freien Himmel zu frühstücken. Immer wieder fragten wir uns, ob diese Aussicht entlang der weiteren Route noch zu steigern ist. Bereits die weitere Etappe zum Pikey Peak-Basecamp wird uns die Antwort geben. Schon der Anstieg entlang eines urwaldähnlichen Bergrückens mit moosbewachsenen Himalaya-Tannen, von Blitzeinschlägen verkohlte Baumstümpfe, immergrüner Rhododendron-Wälder und mit zunehmender Höhe vermehrt vorkommende tiefrot gefärbte Berberitzen-Sträucher, versetzten uns in ein ständiges Staunen. Langsam aber sicher traten wir auf über 3.700 m aus der Waldgrenze heraus und die noch vor wenigen Minuten mächtigen Bäume duckten sich weg, der Rhododendron übernahm die Vormachtstellung und der hellblaue Himalaya-Enzian zeichnete schöne Farbtupfer in die zunehmend karge Hochgebirgslandschaft. Vor uns erhoben sich die beiden über 4.000 m hohen recht unscheinbaren Pikey Peak-Gipfeln, die laut Erzählungen unvergessliche Ausblicke auf die höchsten Himalaya-Berge bieten. Das Basecamp konnte noch warten, denn wir beschlossen gleich beide Gipfel zu besteigen. Am Pikey Peak I (4.070 m) empfing uns ein Meer von Gebetsfahnen. Vor uns zeigte sich erstmals der mächtige Numbur mit seinen Trabanten Khatang und Karyolung. Dahinter eingerahmt zog sich eine Perlenkette gefühlter unendlich vieler 6.000, 7.000 und 8.000er – vom Mount Everest bis zum Mera Peak. Doch die Höhenlage von über 4.000 m ermöglichte nun auch freie Blicke in den Westen. Wir blickten nun auch zum Dhaulagiri, machten die Annapurna aus und erkannten den wuchtigen Manaslu. Ich kenne keinen Platz in Nepal, wo man von einem Punkt 7 Achttausender bewundern kann. 

Panoramaweg Südalpen Panorama am Hochplateau

 Im Antlitz der höchsten Berge der Welt (gut zu erkennen ist der Mount Everest (r.) mit seiner Schneefahne) geht es hinauf zum Pikey Peak I © Josef Essl/Trail Angels

Panoramaweg Südalpen Panorama am Hochplateau

Groß war die Freude die zwei Pikey Peak Gipfel erreicht zu haben. Einige standen noch nie auf so hohen Bergen. Begrüßt von einem Fahnenmeer, durfte eine weitere Gebetsfahne nicht fehlen, die gerade von Mingma (l.) und Pemba am Pikey Peak II angebracht wird © Josef Essl/Trail Angels

Mit diesem Panorama vor uns stiegen wir ein kurzes Stück hinunter, querten einen sanften Bergkamm und erreichten nach wenigen Minuten den Pikey Peak II (4.065 m). Auch hier begrüßten uns nahezu unendlich viele Gebetsfahnen. Obschon die Distanz zum Pikey Peak I nur einen Steinwurf entfernt war, öffneten sich für uns neue Perspektiven und Bergpanoramen. Wir blickten weit hinein zu den vergletscherten Bergen des Rolwaling Himal und hier stach uns besonders der formschöne Gauri Sankar, ein fast 7.200 m hoher imposanter Fels- und Gletscherberg, ins Auge. Nach Süden zeigten sich die Berge bereits sanfter und überall an den Hängen waren kleine Bergdörfer auszumachen. Am nächsten Tag, ganz zeitig in der Früh, sollten wir nochmals auf diesem einzigartigen Aussichtsgipfel stehen, denn so sagte man uns, dass man am Pikey Peak II nicht nur ein einzigartiges Bergpanorama vor sich hat, sondern wohl auch den schönsten Sonnenaufgang erleben wird. Wir waren müde, es war kalt und dennoch machten wir uns bei stockdunkler Nacht mit Stirnlampen vom Basecamp auf den Weg. Rasch gewannen wir an Höhe und auch das Tageslicht übernahm immer mehr die Oberhand. Es war ein unbeschreiblicher Moment als die Sonne ihre ersten Strahlen zu uns schickte und die Berge, Täler, Kämme, Dörfer, Grate und Gipfel in ein Rot tauchte. Ich blickte in die glücklichen Gesichter von Birgitta, Theresa, 2x Sabine, Nicola, Kurt, Marius, Mingma und Pemba und wusste, dass es tatsächlich einer der schönsten Sonnenaufgänge ist.

Panoramaweg Südalpen Panorama am Hochplateau

Step by Step zum Sonnenaufgang auf den Pikey Peak II © Josef Essl/Trail Angels

Panoramaweg Südalpen Panorama am Hochplateau

Der Sonnenaufgang am Pikey Peak II ist ein unvergessliches Erlebnis © Josef Essl/Trail Angels

Auf dem Weg zu den buddhistischen Quellen von Nepal

Mit der Wanderung nach Junbesi, sind wir in das buddhistische Zentrum Nepals eingetaucht. Direkt im Dorf sticht das wunderschöne und farbenprächtige Kloster Tashi Thongmon ins Auge. Es ist unser großes Glück, dass uns Pemba  Chhiri Sherpa, als ehemaliger Mönch, auf der gesamten Tour begleitet. Und genau das macht diese Reise so besonders, denn Pemba öffnet uns die Türen dorthin, wo man als „normaler“ Tourist nicht hinkommt. Besonders bleibende Erlebnisse erfahren wir im Kloster Serlo. Schon allein die aussichtsreiche Lage hoch über Junbesi und der farbenprächtige Aufgang zum Kloster lässt uns sehr schnell in den buddhistischen Glauben eintauchen. Im Innenhof herrscht rege Betriebsamkeit, denn 120 Kinder und Jugendliche erhalten hier über viele Jahre eine tibetisch-buddhistische Ausbildung. Wir erleben die Jungmönche beim gemeinsamen Mittagessen, führen interessante Gespräche mit einem Lama und werden sogar durch das kleine, hauseigene Museum mit buddhistischen Stücken und Heiligtümern geführt.

Das Highlight dieses Kulturtages ist der Besuch des Thupten Choling Klosters, welches oberhalb von Junbesi an einem Berghang 1968 errichtet wurde. Das Kloster wird umrahmt von unzähligen kleinen Häusern, in denen heute 300 Nonnen und 200 Mönche leben. Nahezu 80 % von ihnen flüchteten 1959 aus Tibet und wurden hier im Solu sesshaft. Dank Pemba, der seine persönlichen Beziehungen als Mönch spielen ließ, war es uns möglich am Abend einer Puja mit 150 Nonnen und Mönchen beizuwohnen. Es war ein pures Gänsehautfeeling als die Gebete und Gesänge von den tibetischen Trompeten und Trommeln begleitet wurden. Jedenfalls ein unvergessliches Erlebnis!

Panoramaweg Südalpen Panorama am Hochplateau

Der wunderschöne und reichhaltig verzierte Aufgang zum Kloster Serlo © Josef Essl/Trail Angels

Panoramaweg Südalpen Panorama am Hochplateau

Es ist immer wieder eine Freude, diesen glücklichen, zufriedenen und bescheidenen Menschen in Nepal zu begegnen. 120 Jungmönche erhalten hier im Kloster Serlo eine solide buddhistische Ausbildung © Josef Essl/Trail Angels

Zum heiligsten See am Fuße des mächtigen Numbur-Massiv

Nach dem Besuch der Klöster ging es nun hoch hinauf, denn unser Ziel war der knapp 4.650 m hochgelegene Gletschersee Dudh Kunda am Fuße des 6.958 m hohen Numbur mit seinen Trabanten. Bis dorthin stiegen wir durch urige Wälder, über Bergwiesen und -rücken auf, gelangten zu weitläufigen und aussichtsreichen Yak-Hochweiden, überquerten von Gletscherbächen durchzogene Hochtäler und erreichten schließlich entlang der mächtigen 1850er Gletschermoräne den besagten heiligen See. Und dabei stach uns auch immer wieder eine ganz besondere Gebirgspflanze ins Auge, nämlich das Edelweiß, das im Himalaya seine ursprüngliche Heimat hat und erst nach der Eiszeit in die Alpen einwanderte. Plötzlich lag er vor uns, der heiligste See von Nepal. Mit den vielen bunten Gebetsfahnen, die im eisigen Wind wehten und dem tobenden Wolkenspiel rund um Numbur, Khatang und Karyolung, versprühte diese grandiose Hochgebirgslandschaft eine ganz besondere Spiritualität, Aura und Stille. Wir hielten inne, genossen diese atemberaubende Landschaft und waren auch ein wenig stolz, dass wir es bis hierhin geschafft haben. Spannend war die Nacht im Zelt, denn die Zutaten mit wolkenlosem Himmel und fast 4.700 m Seehöhe verhießen doch einige Minusgrade. Dass es dann -16°C wurden, war dann doch ein spannendes „Schlaferlebnis“.

Panoramaweg Südalpen Panorama am Hochplateau

Geheimnisvoll und mystisch breitet sich der heilige See Dudh Kunda am Fuße von Numbur, Khatang und Karyolung auf knapp 4.700 m Seehöhe aus © Josef Essl/Trail Angels

Dünne Luft auf knapp 5.000 m

Der Wunsch einen der umliegenden 5.000er zu besteigen, entpuppte sich bei näherer Betrachtung als gar nicht so einfach, denn die Berggipfel um uns herum waren ziemlich schroff, felsig und abweisend. Die kalte Nacht im Zelt hatten wir problemlos überstanden und in der Früh schickte uns die Sonne sehr rasch wärmende Sonnenstrahlen. Wolkenloser Himmel, umrahmt von einem malerischen Bergpanorama, genossen wir unser Frühstück im Freien. Die Route für die Besteigung eines Gipfels wurde dann doch noch gefunden, denn es bot sich das direkt vor uns liegende Hochtal an, an dessen Talschluss felsige Bergspitzen in den Himmel ragten. Gesagt, getan. Nahezu weglos, aber ohne alpine Herausforderungen gewannen wir rasch an Höhe, denn wir waren ausgesprochen gut akklimatisiert. Atemberaubend schöne und in der Sonne glitzernde Bergseen traten ganz plötzlich, inmitten von Felsblöcken, in Erscheinung. Es war ein wahrer Genuss dieses Tal zu erkunden. Mit zunehmender Höhe schauten wir immer wieder auf unsere Höhenmesser und stellten uns zunehmend die Frage, ob der Gipfel vor uns schon die 5.000 m Marke überschreitet. Sicher waren wir uns nicht mehr, aber das tat der guten Stimmung keinen Abbruch, denn mittlerweile waren wir bereits höher als alle Gipfel in den Alpen. Und dann hatten wir ihn erreicht unseren namenlosen Felsgipfel mit 4.943 m Seehöhe. Auch wenn wir die 5.000 m Marke nicht ganz schafften, war dennoch Freude und Stolz in den Gesichtern zu erkennen. Wir genossen die Zeit bei klarer Sicht und Sonnenschein auf dem Gipfel ausgiebig, blickten über die glasklaren Bergseen hinunter zu unseren Zelten und hinüber zum dominanten Numbur, dessen höchster Punkt für uns nun etwas näher schien. Schwer nahmen wir Abschied und stiegen zu unseren Zelten ab, um anschließend nochmals gemeinsam mit der gesamten Mannschaft (inkl. Träger, Küchen-Crew …) am Dudh Kunda-See Gebetsfahnen zu befestigen. Am heiligsten See sollte dies ein Zeichen sein, dass wir alle gleich sind und uns auf Augenhöhe und Respekt begegnen.

Panoramaweg Südalpen Panorama am Hochplateau

Was für ein Ausblick vom knapp 5.000 m hohen namenlosen Berggipfel über glasklare Bergseen hinüber zum mächtigen Numbur © Josef Essl/Trail Angels

Panoramaweg Südalpen Panorama am Hochplateau

Ein wunderschön angelegter Höhenweg führt vom Saharsbeni-Zeltplatz auf knapp 3.900 m nach Taksindu. Dabei schweifen die Blicke immer wieder zu den höchsten Bergen des Himalaya, die sich wie eine Perlenkette vor uns aufreihen © Josef Essl/Trail Angels

Lustwandeln entlang eines Höhenweges

Langsam aber sicher hieß es Abschied nehmen vom Solu, aber zuvor folgte noch ein wahres Lustwandeln entlang eines unbeschreiblich schönen Höhenweges vom Saharsbeni-Basecamp nach Taksindu. Immer wieder hielten wir inne und blickten zurück auf den alles überragenden Numbur. Und je weiter wir talauswärts wanderten, rückte der Solukhumbu mit Mount Everest, Lhotse, Amadablam, Makalu, Mera Peak, Thamserku u.v.a.m. in den Mittelpunkt. Unter uns konnten wir tief eingeschnittene Täler mit kleinen Dörfern ausmachen und über uns kreisten Bart- und Weißkopfgeier. Wir durchquerten Rhododendronwälder, passierten mächtige Himalaya-Tannen und stiegen durch einen schattenspendenden Urwald ab. Müde aber glücklich erreichten wir schließlich Taksindu, wo wir einer abendlichen Puja im Kloster von Taksindu beiwohnen durften.

Panoramaweg Südalpen Panorama am Hochplateau

Mit der letzten Etappe von Taksindu nach Phaplu heißt es langsam Abschied nehmen vom Buddhism Sanctuary Trail. Ein letztes Mal genießen wir die buddhistischen Sehenswürdigkeiten, wie diese Stupa entlang des Trails © Josef Essl/Trail Angels

Abschied nehmen vom Solu

Wie schnell doch die Zeit verflog! Auf unserer letzten Etappe wanderten wir von Taksindu über Ringmo nach Phaplu, wobei wir aber noch beim 1923 errichteten Kloster Chiwang, einem der ältesten Klöster Nepals, für eine Audienz beim Lama Halt machten. Nach einer Führung durch das Innere des Klosters, hatte wieder einmal Pemba seine Beziehungen „spielen“ lassen, sodass wir einem der höchsten Lama einen Besuch abstatteten, der wohl nur Wenigen zu Teil wird. Einzeln standen wir mit weißen und seidigen Khata vor ihm, wechselten ein paar Worte und wurden gesegnet. Auch wenn diese „Zeremonie“ nur wenige Minuten dauerte, stellte sie doch für alle ein eindrucksvolles Erlebnis dar.

Wolken war hereingezogen und bis nach Phaplu, das wir bereits vom knapp 3.000 m hochgelegenen Kloster ausmachen konnten, war es nicht mehr weit. So ging eine unvergessliche und für mich persönlich die bislang schönste Reise in Nepal zu Ende. Dazu beigetragen hat aber auch die gesamte Gruppe von den TeilnehmerInnen bis zu den Führern, den Trägern, der Küchen-Crew und dem Koch, der uns täglich unglaublich gute Gerichte auf den Teller zauberte. Ihnen allen gilt mein großer Dank für diese gelungene Reise zu den buddhistischen Klöstern im Solu.

Autor 

Josef Essl

Förster und Biologe, 15 Jahre beim Österreichischen Alpenverein/Fachabteilung Raumplanung-Naturschutz tätig, 5 Jahre Geschäftsführer von CIPRA Österreich und Leiter des Alpenkonventionsbüros. Seit 2019 im Technical Competence Center der D. Swarovski Tourism Services GmbH, Autor einschlägiger Publikationen und Verfasser zahlreicher Fach- und Alpinbeiträge ©Josef Essl/Fair Trails®

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